Im Härtetest: Das Santa Cruz Heckler

California-Vibes beim Enduro-Rennen

Seit einigen Monaten brettert Till aus der e-motion e-Bike Welt Limburg auf dem Santa Cruz Heckler über die Trails. Bereits seit ca. 17 Jahren fährt er Mountainbike Rennen und legte den Grundstein dafür im Cross Country Bereich und dem ein oder anderen Marathon-Rennen. Mit 16 kam schließlich der Wechsel zum Enduro-Fahren, was er bis heute leidenschaftlich betreibt. Enduro-Rennen und deutsche Meisterschaften gehören für ihn daher schon fast zur Tagesordnung – inzwischen bestreitet Till diese unter anderem auch mit dem e-Mountainbike. Wir haben bei ihm nachgehört, wie das Santa Cruz Heckler seiner Leidenschaft gerecht wird und ob es bei seinem Tempo mithalten kann.

Inhaltsverzeichnis

Voraussichtliche Lesedauer: 10 Minuten

Die Vorteile des Santa Cruz Heckler

Till beim Enduro-Rennen

Auf die Frage, wieso Till sich als Enduro-Fan fürs Santa Cruz Heckler entschieden hat, muss er nicht lange überlegen und schießt mit den für ihn größten Vorteilen los:

1. „Das Akku-Management mit dem großen und entnehmbaren 720 Wh Akku hat mich einfach überzeugt. Für die derzeitigen Möglichkeiten am Markt ist die Bauart des Akkus schon sehr klein, vor allem wenn man diese in Relation zur gebotenen Reichweite setzt. Der Akku ragt nicht bis vorne an die Gabel. Vielmehr liegt sein Schwerpunkt zentral im Rad, wodurch die Front, im Verhältnis zu anderen e-Bikes, sehr leicht bleibt. Absprünge oder Manuals sind sehr gut umsetzbar und gehen vor allem viel leichter von der Hand, wenn das Bike nicht so schwer ist.”

2. „Ich habe mich für das Heckler mit 29“ Bereifung entschieden. Damit verhält sich das Bike besonders gut bei Uphill-Stages und rollt über alles hinweg. Auch in der „no feet zone“ gleitet das Bike dank seiner eigenen Größe einfacher über Hindernisse und setzt nicht auf.

Ich würde es zukünftig trotzdem gerne in der Mullet-Version austesten (29″ vorne, 27,5″ hinten). Die 29 Zoller haben sicherlich ein besseres Überrollverhalten und eine bessere Uphill-Performance, allerdings finde ich auch das agile Fahrgefühl der Mixed-Bereifung spannend.”

3. „Für mein Empfinden spricht der VPP-Hinterbau extrem gut und linear an. Der Flip-Chip macht das Bike sogar noch flexibler. Ich fahre mein Bike viel in der tiefen Einstellung, was für den ein oder anderen Bodenkontakt sorgt. 😉 Tatsächlich bin ich noch nie ein Bike gefahren, wo man den Unterschied zwischen der hohen und tiefen Einstellung der Flip-Chip Position so deutlich gespürt hat. Dies hat natürlich auch Einfluss auf die Dämpfer-Kinematik, sodass Anlenkung und Federgefühl ein anderes sind. In der hohen Position fährt das Bike progressiver, in der tiefen ist es eher linear und dadurch etwas softer im Ansprechverhalten.”

Premium in allen Bereichen

Das Heckler von Santa Cruz wartet mit Vollcarbonrahmen in zwei unterschiedlichen Layouts auf: Wahlweise erhalten Bikefans hier C oder CC Carbon, wobei die CC Variante noch mehr Steifigkeit und Stabilität gewährleistet. Nur die besten Materialien und neusten Fertigungsverfahren kommen bei der Produktion zum Einsatz. Etwa 300 – 400 Gramm Unterschied kann dies in der Praxis ausmachen und gewichtsmäßig damit beispielsweise eine Flasche Wasser ausglichen. „Ich bin mal aus 1,50 Metern mit dem Vorderrad auf einen Stein aufgeschlagen. ALLES ist heile geblieben, was für mich so ziemlich ein Highlight-Moment war.” Die lebenslange Garantie auf den Rahmen überzeugt Till gerade in solchen Momenten ganz besonders.

Auch in Sachen Individualität und optimierter Passform lässt sich Santa Cruz nicht zwei Mal bitten: „Durch die größenabhängige Geometrie und Steifigkeit skalieren wir bestimmte Merkmale mit der Rahmengröße, so dass man keine Kompromisse bei Performance, Effizienz oder Passform eingehen muss“, macht der Hersteller auf seiner Homepage deutlich. Hier sieht auch Till die großen Vorteile des Herstellers: „Santa Cruz bietet eine super Vielfalt an Rahmengrößen, von S – XXL ist wirklich alles dabei. Und jedes Bike in jeder Rahmengröße kommt mit einer angepassten Kettenstrebenlänge. Das heißt, der Hinterbau ist bei einem 29 Zoller in M kürzer als bei einem 29 Zoller in Größe L. Und das, obwohl es ein riesiger Fertigungsaufwand ist, pro Bike eine andere Kettenstrebenlänge zu verbauen, weshalb das nur wenig Hersteller machen.”

Santa Cruz e-MTB vor einem Holzzaun

Akku-Reichweite und Motor-Performance

Till erzählt uns, dass er bei seinen vielen Fahrten mit dem Heckler nur selten die volle Akkuladung ausreize: „Bei einem Rennen in Willingen bin ich gemeinsam mit meinem Kumpel angetreten, der ein Cannondale Bike mit 750 Wh Akku gefahren ist. Ich habe die Möglichkeiten total unterschätzt und bin sogar zwischendrin ohne Motorunterstützung gefahren, um genug Restreichweite zu haben. Das Ende vom Lied? Nach 39 Kilometern und 900 Höhenmetern bin ich am Ziel angekommen und hatte noch 60 Prozent Akku über. Das Heckler bietet also durchaus eine massive Reichweite.”

Meistens ist Till im Trail-Modus unterwegs und hat diesen sowie den Eco-Modus gedrosselt, um ihn an seine persönlichen Fahrvorlieben anzupassen. „Mein Kumpel fährt mit Bosch Motor und zieht trotz ähnlichem Fitnesslevel bei nicht technisch anspruchsvollen Anstiegen gerne einmal an mir vorbei.” Aus Tills Sicht ist der im Heckler verbaute Shimano EP8 Motor eher für sportiveres Fahren geeignet, während der Bosch Performance Line CX die “Power-Dampflok” á la “Du willst alles? Du kriegst alles!” darstellt.


„Ich finds cool, dass kein halber Fernseher am Lenker verbaut ist”, sagt Till über das Display. „Die Bedienung mit 3 Modi und dem kleinen Bedienelement ist cool, die App plausibel und simpel gehalten. Bei anderen Herstellern benötigt es manchmal einen Doktortitel, wenn man gezielte Änderungen vornehmen möchte. Hier heißt es: Bike anmachen, connecten und los geht’s”. Während Till bei Rennen seine Daten meist trackt, ist er in seiner Freizeit eher aus Spaß unterwegs und lässt die Datenaufzeichnung auch mal beiseite.

Schaltung, Bremsen und Fahrwerk

„Die SRAM Code RSC Bremse ist super, diese nutze ich auch an meinem Biobike. Wo mich die Bremsbeläge für meinen Einsatzbereich nicht ganz überzeugen können, finde ich die Anpassungsmöglichkeiten hingegen super. Aus meiner Sicht findet man keine andere Bremse, wo eine Änderung der Griffweiteneinstellung und Druckpunkteinstellung so direkt erfühlbar wird. Ich selbst habe noch 220er Bremsscheiben montiert, um die Bremsleistung zu verbessern und die Hitze besser abzuleiten.

Die FOX36 Gabel ist für meinen auserwählten Einsatzbereich, den Fahrstil und meine Gewichtsklasse leicht unterdimensioniert und beispielsweise nicht so steif wie eine FOX 39 oder RockShox ZEB Federgabel. Durch die VPP-Hinterbau-Konstruktion fühlt es sich allerdings nach deutlich mehr als den 150 mm Federweg am Heck an.” Das verwendete VPP-Federungssystem (Virutal Pivot Point) ist laut Hersteller auf Traktion und Komfort in technischen Anstiegen ausgelegt und arbeitet extrem effizient.

Preis-Leistungsverhältnis und Einsatzbereich

„Wenn man die Preise der verbauten Komponenten für sich genommen sieht, kommen wir bereits auf eine Summe, die den Gesamtpreis aus meiner Sicht rechtfertigt. Schaltwerk und Motor für etwa 1.600 €, die Gabel für 1.800 €, Sattelstütze und Lenker für ca. 1.000 € und Laufräder für 2.500 €.

On Top kommen noch lebenslange Garantie auf Rahmen, Laufräder und den Carbon-Lenker – und wenn sie lebenslang sagen, dann meinen sie das auch so. Aus meiner Sicht ist das ein großes Pro-Argument für Leute, die auch mal rabiater fahren, denn irgendwas geht immer kaputt. Das ist wie ein Backup-Plan,” schildert und Till.

„Für mich bietet das e-MTB viel Spaß auf Flowlines, da es so leicht ist. Mein herkömmliches Bike wiegt 17,5 Kilogramm, mein Heckler kommt dem mit 22,8 Kilogramm schon recht nahe. Damit kann ich auch technisch verblockte Trails fahren. Ist die Geschwindigkeit zu hoch, kommt das Fahrwerk jedoch nicht ganz hinterher. Das wird ein “normaler” e-Mountainbiker aber nicht merken. Ich würde mich selbst auch gar nicht zur klassischen Zielgruppe des Bikes zählen. Für mich sind das vielmehr leichte Racer und All-Mountain bis hin zu Enduro Fahrern. Um das Bike an sein Limit zu bekommen, muss man sich schon richtig anstrengen. Obwohl es in der Theorie vielleicht noch bessere Bikes für meinen Fahrstil gibt, musste ich im Nachhinein noch nie so wenig anpassen, damit es meinem Hardcore-Einsatz gerecht wird: Ich habe lediglich den Lenker gekürzt, andere Bremsbeläge, Reifen und Griffe montiert – normalerweise drehe ich meine Bikes auf links. Das zeigt für mich, dass man von Haus aus ziemlich gut und schnell damit unterwegs sein kann.”

Tills Fazit zum Santa Cruz Heckler

„Mir macht es einfach Spaß, mit dem Heckler zu fahren. Du kannst Trails wie verrückt hoch und runter fahren und es bietet dir eine echte Horizonterweiterung, was das Thema Trailfahren angeht. Runter können sie fast alle. Die Strecken wieder Uphill zu fahren erfordert allerdings Vertrauen ins Bike: Wann schiebt mein Motor wie viel? Bringt der Turbo Modus immer alles oder sorgt er eher dafür, dass ich durchdrehe? Dieses Vertrauen habe ich absolut ins Bike. Ich fahre da lang, wo ich möchte und mache das mit voller Überzeugung und Hingabe. Wer beim Fahren zweifelt, fühlt sich erst recht unsicher und projiziert das auch aufs Bike.

Für Fortgeschrittene bietet es unheimlich viel technische Raffinessen, die du nutzen kannst. Von Haus aus sind einfach extrem gute Komponenten verbaut, die keinen Wunsch offen lassen. Aber auch für Fahranfängerinnen und Fahranfänger ist das Bike geeignet, da es ein sehr vorhersehbares Fahren bietet. Du fährst nicht in eine Kurve und denkst `huch, wie ist das jetzt passiert?´. Es ist sehr stabil, bringt viel Ruhe mit sich und strahlt diese auch dementsprechend aus. Du sitzt IM Bike und nicht AUF dem Bike, was für mich am Ende das Tages ein gutes Bike ausmacht.”