Voraussichtliche Lesedauer: 5 Minuten
Der Fazua Evation im Härtetest
Nun stellte sich für uns natürlich die Frage, was dieser Antrieb tatsächlich kann. Daher habe ich ihn über unsere beliebte 1.000 Höhenmeter-Strecke auf den Kandel im Südschwarzwald gejagt. Die Challenge: 1.000 Höhenmeter über 12,3 Kilometer mit einer Akkukapazität von 252 Wh in der höchsten Unterstützungsstufe. Wer das Ergebnis im gesamten Verlauf verfolgen möchte, schaut sich an dieser Stelle einfach das Video an. Wen nur das Ergebnis des Fazua Evation auf 1.000 Hm interessiert, liest einfach mein Fazit!
Video: Motortest: 1.000 Höhenmeter mit dem Fazua Evation Antrieb
Wie der Fazua es schafft, mich zwei Mal zu überraschen…
Ich gebe es zu: Vor meiner ersten Fahrt mit dem Fazua Evation Motor war ich sehr skeptisch dem Antrieb gegenüber. Denn ich als eMTBler konnte mir kein Szenario vorstellen, in dem der Fazua mit seiner eher geringen Power einen tatsächlichen Mehrwert bietet. Wer meinen ersten Erfahrungsbericht zum Raven² mit Fazua gelesen hat, weiß: Der e-Bike Motor hat mich bereits während der ersten Fahrt überrascht und mich tatsächlich eines Besseren belehrt. Nun hat mich der Fazua ein weiteres Mal bei der 1.000-Hm-Challenge überrascht. Ich habe es anfangs kaum für möglich gehalten, dass die 252 Wh des integrierten Akkus tatsächlich ausreichen, um die 1.000 Hm zu fahren.
Aber die Akkukapazität hat nicht nur ausgereicht, es waren auf dem Gipfel des Kandel noch sensationelle 3 von 10 Ladebalken übrig! Für mich zwei Gründe zum Feiern: Ich hatte in diesem Test nicht nur ein unerwartetes Ergebnis erzielt, ich habe es mit dem Restakku auch noch bis nach Hause (nach Emmendingen) geschafft. Dazu kommt, dass die Anfahrt in der Ebene sehr angenehm zu pedalieren war, da der Antrieb vom Gefühl her komplett entkoppelt. Verbunden mit dem geringen Gewicht des Raven² und den gut laufenden 29er Laufrädern war diese Fahrt ein echtes Erlebnis mit außerordentlich sportlichem Anspruch. Das Fahrgefühl ist tatsächlich sehr puristisch, das Erfolgserlebnis daraus hat ebenfalls eine spezielle, begeisternde Note.
Höhenmetertest: Fakten zum Fazua Evation Antrieb auf 1.000 Hm
Leistungseinbrüche unter dieser Dauerlast waren keine zu verzeichnen, wenngleich der Antrieb natürlich spürbar warm wurde. Das größte Drehmoment liegt gefühlt bei einer Trittfrequenz von etwa 80 – 90 Umdrehungen in der Minute an, darüber hinaus fällt das Drehmoment gefühlt spürbar ab. Dass am Ende nach knapp 1.000 Hm und 50 Kilometern (Anfahrt+Abfahrt von insg. 38 Km größtenteils über 25 km/h) noch drei Ladebalken (also knapp 1/3 der Akkukapazität) übrig sind, hatte ich nicht erwartet. Natürlich muss man im Gegenzug auch erwähnen, dass der reine Aufstieg mit einer Zeit von 1h:12 min nahezu doppelt so lange dauerte wie mit einem Bosch Performance CX (36 min). Dafür war der Bosch CX mit 500 Wh nach der gesamten Strecke von 50 km und 1.000 Hm dann fast leer gefahren (weil immer im Betrieb) – was meint ihr zu diesem Verhältnis?
Strava Streckendaten zur 1.000 Hm-Fahrt mit dem Fazua Evation
Der Hauptanstieg von Waldkirch auf den Kandel dauerte 1h:12min, wobei die Durchschnittsgeschwindigkeit 10 km/h betrug. Diese Strecke wurde permanent in der höchsten Unterstützungsstufe gefahren. Am Gipfel waren noch drei von 10 Ladebalken übrig, was dann noch locker bis nach Hause nach Emmendingen reichte.
In diesen Einsatzgebieten sehe ich den Fazua Evation Antrieb
Perspektivisch betrachtet sehe ich diesen Antrieb zum einen tatsächlich im sehr sportlichen Bereich angesiedelt, wie etwa in XC-eBikes, eRennrädern oder der neuen Gattung Gravel-eBikes (ReiseCrossräder). Die doch spürbar schwächere Leistungsentfaltung des Evation-Antriebs fordert den Biker natürlich viel mehr als die klassischen auf dem Markt verfügbaren Mittelmotoren. Andererseits ist in der Ebene eine Motorunterstützung gar nicht notwendig, da das Bike im klassischen Betrieb locker über 25 km/h läuft. Wird es dann steil, deckelt man durch Zuschalten des Fazua-Motors einfach die Leistungsspitze, woraus das Erlebnis “Pedelec-Biken” entsteht. Dieser Antrieb vereint tatsächlich beide Welten aus klassischem Biken und eBiken.
Ich sehe aber auch die Verwendung in der Massenverbreitung in jedem stinknormalen Rad als sehr günstig an, da der Antrieb in dieser Konstruktion sehr flexibel einsetzbar ist. Wenn der Akku leer ist spielt es keine Rolle, da der Antrieb nahezu neutral zu fahren ist. Man stelle sich eine Mietflotte von eBikes vor, wobei man als Nutzer nur in Besitz der Fazua Evation Antriebseinheit ist. Bike buchen – Antrieb einklicken – losfahren – abstellen – Antrieb entnehmen – fertig. Die Nutzung in Allmountain- oder Enduro Mountainbikes hingegen sehe ich als eher kritisch an. Da fehlt dem Antrieb hier dann doch die nötige Power um konsequent und anspruchsvoll durch das Gelände fräsen zu können.