Specialized Turbo Levo FSR – Der Kampf mit den 1000 HM

Der Höhenmetertest im Winter

Seit einigen Wochen habe ich das neue Turbo Levo FSR von Specialized am Start und kann dieses intensiv über meine Haustrails hier in der südbadischen Schwarzwaldregion ausführen. Klar, dass hier eine legendäre Fahrt über unsere 1.000 Hm Strecke nicht fehlen darf. Denn neben Bosch, Shimano, Fazua, TQ und Yamaha, hatten wir noch keine Gelegenheit, den neuen Brose Drive S Mag zu testen. In unserem Testbike, dem Specialized S-Works Turbo Levo FSR greifen wir beim unserem Test auf einen 700 Wh starken Akku zurück.

Inhaltsverzeichnis

Voraussichtliche Lesedauer: 9 Minuten

Der Motortest: Specialized Custom 2.1 / Brose Drive S Mag

Wir sprechen in unserem Testbericht zwar vom Brose Drive S Mag, allerdings ist das nur bedingt richtig. Verbaut in einem Specialized e-Mountainbike – speziell dem 2019er Levo FSR – heißt der Motor Specialized Custom 2.1 RX Trail-Tuned. Der Grund: Specialized setzt bei der DriveUnit der e-MTBs (und aller anderen e-Bike Typen) auf die Motoren von Brose, stattet diese aber mit einer eigenen Softwarekonfiguration aus und ergänzt die Hardware-Komponenten um beispielsweise eine bessere Wärmeableitung zu erreichen. So wird ein und derselbe Motor für unterschiedliche e-Bike Typen anders konfiguriert, erkennbar an der RX Trail-Tuned und der RX Street-Tuned Benennung.

kritisch aber machbar: Motorentest im Winter

Nun sind die äußeren Umstände zuletzt so gewesen, dass wir hier nach wie vor Winter haben und die Berge mit Schnee bedeckt sind. Ob eine 1.000 Höhenmeter-Fahrt unter diesen Umständen überhaupt gelingen sollte, war von Anfang an fraglich. Erfahrungsgemäß verbietet es sich eigentlich mitten im Winter in Regionen oberhalb von 800 Hm aufzubrechen, da die Schneemengen zu dieser Jahreszeit einfach kein Biken zulassen. 

Dennoch war der Ehrgeiz groß, dass Ganze doch aus zu probieren, da die Südhänge bereits relativ schneefrei in Erscheinung traten. Entsprechend einer ersten Einschätzung haben wir auf das Befahren der klassischen Route von Waldkirch auf den Kandel bis auf 1.243 m verzichtet, da dieser Aufstieg sehr schattig gelegen ist und damit verbunden die Erfolgswahrscheinlichkeiten über diese Bergseite sehr gering sind.

Alleine aus diesem Grund, der an die äußeren Bedingungen angepassten Streckenwahl, kann man diese Fahrt sicherlich nicht mit den anderen von uns bekannten 1.000 Hm Fahrten vergleichen. Dennoch ergab diese Fahrt eine Menge Erkenntnisse und war daneben ein tolles Abenteuer. 

Specialized Turbo Levo S-Works FSR im Test

Das Streckenprofil unseres Tests

Um möglichst viel Erfahrung mit dem neuen Brose-Antrieb zu sammeln, wurde die komplette Distanz, vom Redaktionssitz in Emmendingen über denn Einstieg in den Berg bei Suggental bis hinauf auf den Kandel komplett gefahren. Dies bedeutet, 44 km Strecke bei etwa 1. 000 Hm waren zu absolvieren.

Dabei wurden die ersten Kilometer in der Eben (etwa 8 km, 50 Hm) komplett ohne Unterstützung gefahren. Und es zeigte sich: Dank seiner guten Entkopplung von der Motormechanik ist das Fahren ohne Unterstützung mit dem Brose Drive S Mag (Specialized 2.1) extrem angenehm.

Hier zeigte sich, dass es mit dem Levo der 2. Generation, also dem aktuellen Modell, sehr entspannt möglich ist das Bike etwas über 20 km/h in Bewegung zu halten und sich dabei auf den ersten Kilometern in diesem Modus warm zu fahren. 

Um das e-Mountainbike-System dann im Berg unter maximaler Belastung zu testen, wurde die maximale mögliche Unterstützungsstufe gewählt. Das Bergauf-Stück sollte eine Länge von gut 12 km umfassen und dabei Steigungen von über 20% berücksichtigen. Über diese 12 km Strecke wären dann die 1.000 Hm am Stück zusammengekommen. 

Und der Weg zurück? Klar war, dass der lange Trail auf der Südseite des Berges bis nach Denzlingen für Partystimmung sorgen würde!

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Der Brose Drive S Mag im Test (Specialized 2.1)

Letztendlich kam es dann doch anders als geplant und gedacht. Um es vorweg zu nehmen, die 1.000 Hm kamen trotzdem zusammen, wenn auch über Umwege und unter zahlreichen Umständen. Anders als sonst konnte ich bei dieser Fahrt jedoch eine Menge Details in Erfahrung bringen, welche ich hier in Kürze noch einmal schriftlich zusammenfassen werde und die ausführlich als Video in diesem Artikel zu Verfügung stehen.

Bis auf eine Höhe von etwa 750 m erfolgte der Anstieg über die ursprünglich geplante Route wie erwartet. Bis dahin konnte ich unter Volllast bei Außentemperaturen um die 8°C etwa 500 Höhenmeter zurücklegen, was einer Länge von gut 9 km gleichkam.

Der Brose Drive S (Specialized 2.1) mit leichtem Magnesium-Gehäuse liefert hierbei unter der größten Unterstützungsstufe eine gleichmäßige und permanente Leistungsentfaltung. Gefühlt lag das größte Drehmoment hierbei etwa bei einer Trittfrequenz von 85 Umdrehungen in der Minute an.

Ein spontaner Blick auf die Motortemperatur in dieser Phase, entnehmbar in Echtzeit aus der Specialized-App (Mission Control 2.0), verriet uns einen Wert von 71°C. Doch ordentlich, wenn man bedenkt, dass die Außentemperatur zu diesem Zeitpunkt lediglich etwa 8°C betrug. 

Mission Control App vpn Specialized

Dennoch arbeitet der Antrieb wie bereits erwähnt ohne Leistungseinbußen und schiebt mich, den Akteur, mit gleichmäßiger und sehr natürlich empfundener Leistungsentfaltung permanent voran. 

Bei kurzzeitigem Unterbrechen der Tritttätigkeit ist ein kleiner Nachlauf zu vernehmen. Dies stört in dieser Phase nicht, sollte man jedoch wissen und kennen, da diese Eigenschaft je nach Einsatz gewisse fahrtechnische Aktionen erfordern könnte. 

Das gebotene Übersetzungsverhältnis mit dem 32er Blatt auf der Tretlagerachse und der 11fach Kassette (10-42) bietet in jeder Steigung einen passenden Gang. Mit der hier gefahrenen maximalen Unterstützung kommen die ersten Gänge aufgrund der großen Motorpower jedoch nicht zu Anwendung. Mit etwa 18-22 km/h geht es je nach Intensität der Steigung sehr zügig voran. 

Nach etwa 9 km kam dann doch das erste Schneefeld, durch welches kein Durchkommen möglich war. Getrieben vom Ehrgeiz das Ziel zu erreichen, blieb also nur die Möglichkeit alternative Wege aufzusuchen um den Gipfel zu erreichen. Über einen ruppigen und steilen Trail ging es dann noch einige Höhenmeter weiter. In diesem Teil des Anstiegs mit relativ ungleichmäßigem und punktuellem Leistungsabruf arbeitete der Antrieb, gesteuert durch die eigens von Specialized angepasste Software, sehr ausgewogen und reagierte schnell auf die Anforderungen des Bikers.

Aber auch hier zeigte sich letztendlich, dass kein Weg zu dieser Jahreszeit machbar war. 

Interessant hierbei war jedoch die ausgesprochen gute Funktion der Schiebehilfe. Das eine oder andere Schneefeld hatte ich dann doch noch versucht, laufend zu durchqueren. Das e-Mountainbike nebenbei mit der Schiebehilfe führend, lief es dabei quasi von selbst durch den Schnee. Sehr angenehm und überzeugend unter diesen anstrengenden Bedingungen

Nach 720 Hm und etwas über 12 km blieb dann letztendlich nichts mehr anderes übrig, als den Heimweg anzutreten. Der Akkuverbrauch aus dem großen 700 Wh Akku betrug bis dahin laut Anzeige 57% (knapp 400 Wh) – jedoch darf hier nicht vergessen werden, dass die Schiebehilfe etliche mal benutzt wurde und das Bild eines linearen Verbrauchs unter diesen Gegebenheiten deutlich verzerrt ist.

Auf dem Nachhauseweg gab es dann noch einige kleinere Gegenanstiege sowie einen zusätzlichen kleinen Berg, den ich mitgenommen habe um die 1.000 Hm voll zu bekommen. Insgesamt ergab diese Fahrt folgendes Bild in Bezug auf Strecke und Akkuverbrauch:

150 Hm = 10 % (11,1 km)
250 Hm = 17 % (12,3 km)
500 Hm = 35 % (16,5 km)
720 Hm = 57 % (22,4 km – dazwischen viel Scheibehilfe genutzt) 
910 Hm = 65 % (31,04 km) 
Ziel nach 1.042 Hm = 72 % (44 km)
Rest im 700 Wh nach 44 km und 1042 Hm = 28 % ~ ca. 196 Wh 
Davon 8,2 km ohne Unterstützung gefahren.

Außentemperatur 5°C -15°C

Die Aussicht beim e-Mountainbiken auf dem Trail
Point of view Blick beim e-Mountainbiken

Mein Fazit zum Brose Drive S Mag (Specialized 2.1)

Mich konnte der Brose Drive S Mag in der Specialized Custom Version durchaus überzeugen. Vor allem liebe ich es, den Antrieb über flache Etappen auch mal komplett ohne Unterstützungsstufe zu fahren, dies geht hier ausgesprochen gut, weil die Motormechanik die eigene Kraft nicht absorbiert, sondern nahezu ungefiltert in Vortrieb weitergibt. Dies konnten ebenso bereits ältere Generation des Brose Antriebs erfolgreich unter Beweis stellten. 

Testfahrer Julian beim Höhenmetertest mit Brose

Unter den ersten 500 Hm, welche mit maximaler Unterstützung gefahren werden konnten, zeigte sich der neue Brose Drive S Magnesium als kraftvoller und zuverlässiger Begleiter. Das maximale Drehmoment liegt gefühlt bei einer Trittfrequenz von etwa 85 Umdr./min und darf damit passend zum e-Mountainbike als durchaus sportlich ausgerichtet bezeichnet werden. 

Leistungseinbrüche gab es keine, jedoch erscheint die spontan dokumentierte Motortemperatur von 71°C unter winterlichen Temperaturen als doch recht hoch – hier wird es spannend zu sehen, wie sich der Antrieb im Hochsommer unter dem kompletten Streckenverlauf verhalten wird. 

Der Antrieb entfaltet seine Leistung sehr angenehm, gleichmäßig und natürlich je nach Pedaldruck auf die Kurbel. Lediglich ein kleiner Nachlauf des Antriebs beim abruptem Stoppen der Tritttätigkeit ist zu beobachten.

Dem Akkuverbrauch zu folge arbeitet das e-Bike System um den Brose Antrieb und dem großen 700 Wh recht effizient, unter normalen Umständen sollten Anstiege jenseits der 1.500 Hm mit maximaler Unterstützung kein Problem sein. 

Ich hoffe in der schneefreien Zeit diese Fahrt nochmals in alt bekannter Form machen zu können. Damit wird die Fahrt dann auch vergleichbar mit den anderen bisher getätigten 1.000 Hm Fahrten. 

Das Video zur Fahrt mit dem Brose Drive S Mag (Specialized 2.1) Antrieb:

Thumbnail Höhenmetertest Brose