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Los geht’s – Die Lust nach Abenteuern ist geweckt
Als “alter Hase” hat man natürlich schon viel auf dem Sattel von Bikes erlebt. Die meisten Strecken in der näheren Umgebung sind einem so bekannt wie die eigene Westentasche und auch viele Tipps & Tricks sind bereits fester Bestandteil einer jeden Tour.
Ich selbst bin seit 15 Jahren auf dem klassischen Mountainbike anzutreffen. Angefangen hat alles in meiner Jugend. Ich kann vorwegnehmen: Die damals recht einfach gehaltenen Komponenten meines ersten Bikes haben tatsächlich nicht lange gehalten. Diverse Modelle vom Hardtail über Freerider bis zum heutigen e-MTB habe ich auf unterschiedlichsten Strecken mit den verschiedensten Anforderungen gefahren und meiner Lust nach Abenteuer somit einfach freien Lauf gelassen. Auch meine e-MTB Erfahrung hat bereits einige Jahre auf dem Buckel, weshalb ich jetzt umso gespannter war, das nagelneue Giant Trance X E+ testen zu dürfen. Lange Rede, kurzer Sinn: Wie sich das Bike in der Praxis geschlagen hat, will ich euch im Folgenden berichten.
Mit dem schicken e-MTB durchs Kölner Umland
Beim bloßen Betrachten des neuen Trance X E+ kommt man nicht umhin festzuhalten, wie besonders der Anblick ist. In der von mir getesteten Farbvariante, dem “polish silver – black” sah es einfach nur sau gut aus! Der Akku schmiegt sich geradezu an den Rahmen an und macht, so unauffällig wie er ist, einen cleanen Look. Sofort habe ich mir bildlich ausgemalt, wie dieses robust erscheinende Bike sich wohl in der Praxis schlagen würde. Doch von Vorschusslorbeeren soll hier keine Rede sein! Ich will das Bike schließlich auf Herz und Nieren testen. Ihr seht: Ich konnte gar nicht erwarten, das Bike an die frische Luft zu bringen und mich in den Sattel zu schwingen.
Bei der Strecken-Wahl kann man natürlich auch im Kölner Raum schöne Abschnitte finden, wenngleich diese vermutlich für Fahrer aus Süddeutschland etwas moderater aussehen mögen. Aus diesem Grund war ich bei meinen Testfahrten vor allem auf gemäßigten Hometrails mit ca. 400 Höhenmetern anzutreffen. Aber auch gemischtes Gelände mit groben Streckenabschnitten waren mit von der Partie.
Schnell hat es “Flip” gemacht!
Der erste Punkt macht von Beginn an viel Hoffnung: Giant bietet beim neuen Trance X E+ die Möglichkeit, die Geometrie individuell einzustellen. Über den Flip Chip an der Hinterradschwinge lässt sich die Geometrie an die Anforderungen der Strecke oder die persönlichen Vorlieben des Fahrers anpassen. Das innovative kleine Bauteil kann mit einem Inbusschlüssel aus seiner Position gelöst und andersherum wieder eingesetzt werden.
In der Low Position werden Lenk- sowie Sitzwinkel um circa 0,7 Grad abgeflacht. Dadurch ist das Trance X E+ vor allem auf anspruchsvollen Abfahrten stabiler. Außerdem senkt sich das Tretlager in der Low Position um 10 mm herab. Dementsprechend liegt auch der Schwerpunkt des e-Mountainbikes etwas tiefer, was ebenfalls für mehr Stabilität und mehr Sicherheit auf dem Trail sorgt.
In der High Position hat das Bike eine etwas steilere Geometrie. Die Folge ist ein agileres e-MTB. Die High Position eignet sich insbesondere für Strecken mit steilen Anstiegen. Ist der Flip Chip in dieser Stellung, lässt sich mit dem Trance X E+ aggressiv bergauf klettern, ohne dass das Vorderrad die Bodenhaftung verliert.
Ich selbst bin überwiegend in der Low Position gefahren, da diese Einstellung zu meinem Fahrverhalten im technisch nicht ganz so anspruchsvollen Gelände super performt hat. Auf viel Herumspielerei habe ich in diesem Fall tatsächlich verzichtet, da es in der Low Position einfach sofort “Klick”, nein, “Flip” gemacht hat.
Wie verhält sich das Bike auf dem Trail?
Das Giant Trance X E+ kommt, wie es sich für einen richtigen Allrounder gehört, auf 29” Laufrädern, was das Ganze auch auf Touren sehr laufruhig macht. Ich selbst bin bei herkömmlichen Mountainbikes jahrelang mit 26″, beziehungsweise 27.5″ Laufrädern gefahren. Von daher war ich weit weg von dem Gedanken, jemals ein e-MTB mit 29 Zoll Reifen zu fahren und mich dabei auch noch wohl zu fühlen. Doch dahingehend hat das Trance X E+ mich eines Besseren belehrt, denn vor allem dadurch hat das Bike so einige Fahrfehler verzeihen können. Auch durch Senken kann man fahren, ohne sich annähernd unsicher zu fühlen. Man kann wirklich sagen, die Reifen bügeln alles platt, was unter die Räder kommt.
Insgesamt wollte das Bike aktiv von mir durch die Anlieger bewegt werden. Der tiefe Schwerpunkt bringt viel Sicherheit und ein gutes sowie stabiles Fahrgefühl mit sich. Alles in allem macht das Giant im Trail eine Menge Spaß, da es sehr ausgewogen ist, viel Fahrsicherheit vermittelt und eine angenehme, richtig komfortable Sitzposition bietet. Die absenkbare Sattelstütze war in technisch anspruchsvolleren Streckenabschnitten stets zur Stelle und ließ sich einfach in den verschiedenen Positionen regulieren.
Was hat der Giant SyncDrive Pro Motor auf dem Kasten?
Ich bin bereits so viele unterschiedliche Bikes gefahren und durfte daher auch verschiedene Motoren austesten. Der SyncDrive Pro Motor hat mir erstaunlich gut gefallen. Er ist optisch als solcher natürlich durchaus identifizierbar, drückt aber alleine dadurch bereits aus, dass man von ihm eine Menge erwarten darf – und ich kann euch sagen: Dieser Eindruck täuscht nicht!
Es macht unheimlich viel Spaß, mit den 80 Nm und dem Unterstützungsverhältnis von bis zu 360 % um die Trails zu ziehen. Eine absolut kraftvolle Leistung, die sich da sowohl Up- wie auch Downhill entfaltet. Alle Einstellungen sind über die Giant e-Bike App steuerbar.
Als wäre das nicht schon genug, hält auch die Smart-Assist-Technologie mit ihren praktischen Funktionen nicht hinterm Berg. Über verschiedenste Sensoren, unter anderem einen Trittfrequenzsensor und Geschwindigkeitssensor, gibt der Motor genau so viel Kraft hinein, wie man gerade braucht. Das sagt mir nicht nur sehr zu, sondern hat auch richtig gut funktioniert. Das Ende vom Lied? Ich konnte mich voll und ganz auf das Fahren fokussieren und mich von meinem Bike (an)treiben lassen ;-).
Ausstattung vom Feinsten
Grundsätzlich kann man mich als Shimano-Anhänger bezeichnen, weshalb ich von Bremsen und Schaltung am Bike auch mehr als überzeugt war. Die Schaltgänge der Shimano XTR liefen flüssig und hatten kurze Wege und auch die Bremsen haben tip top funktioniert und stets gut gepackt. Als jemand, der es bevorzugt, wenn ein Hersteller bei seinen Modellen vornehmlich mit Ausstattung einer Marke hantiert, bekomme ich genau das, was ich will. Insbesondere die Bremshebel haben mich nachdrücklich beeindrucken können, denn durch ihre schöne Schwingung sind sie nicht nur super in der Handhabung, sondern können auch optisch punkten.
Ich empfinde alles als gut aufeinander abgestimmt und es fehlt einem an nichts – zumindest ging es mir so!
Zur Info: Das Giant Trance X E+ 1 gibt es in drei Ausstattungsvarianten. Das getestete Top-Modell verfügt über ein Fox Performance-Fahrwerk, einer Shimano XT 4-Kolben-Bremsen mit 203er Scheiben und einem leistungsstarken 6-Ah-Ladegerät. Der Preis von knapp 6000 Euro bildet bei GIANT die preisliche Mittelklasse – hier bekommt ihr tatsächlich viel für euer Geld.
Die Ausstattung im Detail
- Federgabel: Fox 36 Float Performance Elite, 150 mm
- Dämpfer: Fox Float DPX2 Performance, 140 mm
- Schaltung: Shimano XTR, 12-fach
- Bremsen: Shimano Deore XT, 4-Kolben
- Motor: SyncDrive Pro (ähnl. Yamaha PW-X2)
- Akku/Kapazität: 625 Wh
- Display: Giant RideControl ONE
- Reifen: Maxxis Assegai 29 x 2.6″, Maxxis Dissector 29 x 2.6″
- Cockpit: Giant Contact (780 mm) / Giant Contact (35 mm)
Mein Fazit
Das Giant Trance X E+ ist in meinem persönlichen Ranking weeeeit nach oben geklettert. Der Trail-Biker, der es bergab gerne krachen lässt, liegt mit dem neuen Trance X E+ 1 genau richtig. Auch im Uphill geht dem Giant so schnell nicht die Puste aus und der SyncDrive Pro Motor zieht gnadenlos durch. Das Handling ist insgesamt hervorragend und es ist sehr angenehm zu fahren. Mit dem 80 Nm starken Antrieb aus dem Hause Giant kommt das neue Trance X E+ 1 in jedem Gelände zurecht. Das Bike liegt unglaublich gut und die Mundwinkel werden förmlich nach oben gepresst.
Insgesamt ein echt gelungenes Bike, welches auch rein optisch gut neben die anderen Bikes in meine Garage passen würde 🙂