Carbon vs. Aluminium? Welcher e-MTB Rahmen ist besser?
Die Frage, ob Carbon oder Aluminium für e-Mountainbikes herhalten sollte, ist nicht nur wichtig, sie wird in Fachkreisen auch heiß diskutiert. Ganz egal, ob es das Fahrgefühl ist, das Gesamtgewicht oder die Haltbarkeit – das Rahmenmaterial eines e-MTBs kann auf verschiedene Faktoren eine Wirkung haben. Wir widmen uns daher nur allzu gerne der Frage: Was ist das bessere Rahmenmaterial : Aluminium oder Carbon? Wir schicken beide Werkstoffe in den Boxring und lassen sie in fünf Runden gegeneinander antreten. Wer wird Sieger unseres Materialchecks?
Inhaltsverzeichnis
Die Haltbarkeit des e-MTB Rahmens
Anfänger sowie Fortgeschrittene und Profis haben eines gemeinsam: Sie alle muten ihren e-Mountainbikes eine Menge zu. Matsch, Wurzelpassagen, Treppenstufen oder Schotter hinterlassen Spuren am und auf deinem e-MTB. Gerade in der kalten Jahreszeit kommt noch Streusalz hinzu. In Puncto Haltbarkeit gibt es daher einiges, worauf du acht geben solltest. Worin unterscheiden sich aber Aluminium und Carbonrahmen voneinander?
Rahmen aus Carbon eilt ein schlechter Ruf voraus, denn es gibt viele Gerüchte rund um das Material. Es sei so instabil, dass es bereits nach einem leichten Sturz im Müll entsorgt werden könne. Blickt man jedoch erst einmal hinter diese Fassade, werden einem die vielen positiven Effekten von Carbonfasern bewusst. Die Fasern bieten nur in Zugrichtung die gewünschte Stabilität und werden daher bei der Produktion vorausschauend in Matten zusammengelegt. Auf diese Weise gewährleisten sie in alle Richtungen einen besonderen Grad an Festigkeit.
Unvorhersehbare „Spontan-Brüche“ des Rahmens sind zwar nicht Gang und Gäbe, ein Umdenken mit Werkstoffen dieser Art ist dennoch erforderlich, denn Carbon verzeiht nicht so schnell wie Aluminium: Wird das Bike beispielsweise zu eng eingespannt oder Schrauben falsch angezogen, neigt Carbon zum Brechen. Ein Bruch ist meist Resultat eines harten Sturzes und kündigt sich gerne auch akustisch an. Äußerlich erkennt man diesen nicht unbedingt, da die Faserrisse vor allem im Inneren entstehen. Eine kurze Kontrolle nach jeder Fahrt kann hier aber nicht schaden.
- Carbonfasern reißen und brechen, während Aluminium sich verbiegt. Die Stabilität hängt häufig von der Qualität der Verarbeitung ab.
- Aluminium verzeiht im täglichen Umgang kleinere Fehler, ist jedoch anfällig für Korrosion
Das Gewicht des e-Mountainbikes
Vor allem bei sportlichen e-Mountainbikes geht es um jedes zusätzliche Kilo, was du auf dem Trail fortbewegen musst. Gewichtseinsparungen sind daher zu einem erstrebenswerten Ziel geworden. Von der Theorie her gesehen, ist Carbon leichter als Aluminium. Nicht umsonst setzen beispielsweise Hersteller wie Specialized bei ihrer Turbo Levo SL Reihe auf diesen Werkstoff, um dem „Super Light“ in der Bezeichnung auch gerecht zu werden. Dennoch kommt es hier natürlich auf die letztendliche Verarbeitung und die Erfahrung der Hersteller an. Ein hochwertiger Rahmen aus Aluminium kann daher manchmal sogar leichter sein als ein billiger und schlecht verarbeiteter Rahmen aus Carbon.
Besonders im Uphill kann ein leichtes Bike für dich vorteilhaft sein. Es generiert weniger Reibung, da dir die Erdanziehung nicht zu sehr in die Quere kommt. Downhill vertragen Mountainbikes hingegen etwas mehr Gewicht am Bike, da Stabilität hier vor größtmöglicher Gewichtseinsparung steht.
Die Gestaltungsmöglichkeiten von Carbon sind vielfältig. Es lässt sich in zahlreichen Formen und mit angepassten Wandstärken gestalten. e-Mountainbike Hersteller profitieren von dieser Beeinflussbarkeit: Weniger Material, wo es leichter sein darf und mehr Material, wenn große Belastung einwirkt.
Auch bei Aluminium kann dank der Konifizierung der Rohre etwas Gewicht eingespart werden, Carbon hat hier jedoch die Nase vorne.
- Carbon ist leichter als Aluminium, was für bestimmte Einsatzzwecke von Vorteil ist.
Die Formsprache des e-Mountainbikes
Optik ist natürlich immer noch Geschmackssache. Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass die leichte Formbarkeit von Carbonfasern das Umsetzen besonders ausgefallener Rahmenformen erleichtert. Ein weiterer optischer Vorteil? Wo die Rohre des Aluminiumbikes zusammengeschweißt werden müssen, entsteht der Carbonrahmen häufig in Monocoque-Bauweise. Aus dieser gehen keine Schweißnähte hervor, da die Fasermatten ausgebacken werden. Dies sorgt für einen einheitlichen und wertigen Look. Dennoch nähern sich beide Rahmenvarianten optisch immer näher aneinander an, sodass die Unterschiede vor allem für Laien nicht mehr ersichtlich sind.
- Optisch ist vor allem für Laien kaum ein Unterschied zwischen Aluminium- und Carbonrahmen erkennbar. Carbon erlaubt besonders kreative Rahmenkonstruktionen.
Ist Carbon oder Aluminium günstiger?
Günstiger in der Herstellung sind generell gesehen Rahmen aus Aluminium. Das macht sich natürlich auch im Preis des jeweiligen e-Mountainbikes bemerkbar. Hast du zwei in der Ausstattung gleichwertige Modelle vorliegen, musst du für das Carbonrad etwas tiefer in die Tasche greifen.
Die Preisspanne ist natürlich breit gefächert und nach oben hin quasi offen. Neben der Ausstattung des Bikes spielt auch die Verarbeitung und Hochwertigkeit des Materials eine Rolle. Für das Specialized Turbo Levo Comp Alloy Model aus Aluminium einen Preis ab 7.250,00 €, wohingegen die Carbon Expert-Version (mit einer etwas anderen Ausstattung) ab 8.500,00 € zu haben ist.
Das Fahrgefühl und der Fahrspaß
Neben der Haltbarkeit und dem Gewicht eines Rahmens, ist auch das tatsächliche Fahrgefühl nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Was wir bis jetzt gelernt haben? Carbon besitzt deutlich mehr Steifigkeit als Aluminium. Somit lässt sich ein Carbonrad dynamischer fahren, da es zügiger auf Tritt- und Lenkbewegungen reagiert. Wer Reaktionsfreudigkeit und Agilität bevorzugt, wird nicht enttäuscht. Die Bockigkeit eines wenig verzeihenden und steifen Rahmens kann werkseitig durch geschicktes Verlegen der Carbonmatten beeinflusst werden. Dadurch kann beispielsweise eine fehlende Federung am Heck mittels flexiblem Sitzrohr ausgeglichen werden.
Auch auf Alu-Hardtails musst du unter Umständen an Komfort einbüßen. Dennoch erscheinen Rahmen aus Aluminium in der Fahrpraxis etwas gutmütiger als die besonders steifen Carbonrahmen. Die richtige Balance zwischen Flexibilität und Steifigkeit kann jedoch sowohl bei Carbon als auch bei einem Aluminium e-Bike gegeben sein und hängt wie so oft vom eigenen Geschmack ab.
Fazit – Ist ein Aluminium- oder Carbonrahmen besser?
Im Wettkampf um das beste Rahmenmaterials gibt es leider keinen eindeutigen Testsieger – kein “besser oder schlechter”, einfach nur “anders”. Carbon bietet dir eine besonders hohe Steifigkeit bei möglichst geringem Gewicht. Aluminium hingegen ist vor allem bei kleineren Fahr- und Handhabungsfehlern verzeihender und somit einsteigerfreundlicher, dafür etwas schwerer.
Sicher ist jedoch, dass beide Werkstoffe unterschiedliche Fahrgefühle erzeugen. Wer gezielt Ausschau nach Extremsituationen hält, sollte nicht unbedingt auf einen Carbonrahmen zurückgreifen. Wer Agilität und Steifigkeit bevorzugt, landet mit Carbonrahmen einen guten Treffer. Welchen der beiden Rahmen ihr präferiert, bleibt euch natürlich selbst überlassen.
Eine Probefahrt mit dem bevorzugten Bike kann immer Aufschluss darüber geben, welcher Rahmen zur eigenen Fahrweise passt. Besonders wichtig ist jedoch stets, dass Wert auf hochwertige Komponenten gelegt wird, denn sonst hat man nur für kurze Zeit Freude an seinem e-MTB.